Sonntag, 21. April 2013

Defiance


Ich schreibe hier echt selten. Das liegt daran, dass ich nicht viel Zeit zum Spielen habe, und wenn ich sie habe, spiele ich lieber, als drüber zu schreiben. Bzw ich schreibe nur darüber, wenn es einen interessanten Punkt gibt, der über "das Spiel hat ne recht coole Grafik und ne nette Story" hinausgeht. Auch über Defiance kann man im ersten Moment nicht viel mehr als das schreiben: Es hat ne einigermaßen schöne Grafik, ein angenehm klassisches SciFi-Setting (Aliens landen auf der Erde, es gibt natürlich Rabatz, in desse Verlauf die Alientechnik versehentlich der Erde eine lebensfeindliche Flora und Fauna verpasst und jetzt müssen Aliens und Menschen irgendwie miteinander in einer recht anarchistischen Gesellschaft auskommen) und es ist ein MMO-Shooter. Zweieinhalb Dinge, die mir gefallen.

Aber: Da ist das Problem, dass Defiance ein MMO ist.

Warum ein Problem? Da muss ich etwas ausholen: Ich habe ja eine Weile lang Star Wars Galaxies gespielt. Schon damals war es mir zeitlich nicht möglich, auch nur im entferntesten die Geschwindigkeit beim "hochleveln" oder beim Aufbau der Skills hinzulegen, die eigentlich von Spielern erwartet wird. Ich war nach drei Jahren nicht mal bei Level 60 angekommen und habe letztlich auch hingeworfen, als ich bemerkte, dass die Levelsprünge durch die immer höheren Punkteanforderungen immer länger dauerten. Nach Galaxies hab ich in einigen Betatests immer wieder mal MMOs ausprobiert, kam aber jedesmal auf das Ergebnis, dass ich die angeforderte zu investierende Zeit, die benötigt wird, um wirklich Spaß mit den Titeln zu haben, nie haben werde. Daher spiele ich heute trotz großem Interesse weder SWTOR, noch Secret World noch DC Universe.

Ich hatte also im Prinzip mit den MMOs abgeschlossen, als ich dann beruflich vor ein paar Wochen mit Defiance in Berührung kam und Zugang zu den Betatests erhielt und dennoch mal reinschnupperte. Der erste Eindruck war... mäßig. Die Menus schrecklich umständlich, die Grafik nicht halb so schick, wie es die Trailer versprachen und hätte man nicht so viel bei Borderlands geklaut hätte ich das Spielprinzip nur schwer durchschaut, denn erklärt wurde es praktisch gar nicht.


Nach einer Weile aber bemerkte ich etwas ungewöhnliches: Obwohl ich bei weitem nicht die typischen Spielzeiten, die für ein MMO üblich sind, zusammenbrachte, gelang es mir, sehr gute Fortschritte zu machen. Sowohl die Kampagne als auch die Episodenmissionen (das sind spezielle Missionen, die in die nächste Folge der dazugehörigen Fernsehserie einleiten) erzeugen einen schönen Spielfluss und die vielen Zufallsevents - allem voran die wirklich spaßigen Arkfalls, in denen man sich nach und nach immer größere Massenschlachten gegen Banditen oder mutiertes Viehzeug liefert um am Ende mit absurd vielen Mitspielern gegen riesige Endbosse anzutreten - sorgen dafür, dass ich zu jeder Zeit genug zu tun habe.

Generell ist das Coop-System super: Man kann sich in laufende Aufträge anderer Spieler einklinken, was die Schwierigkeit erhöht und die Belohnung auch. Es gibt Coop-Karten, für deren Matchmaking nie länger als 2 Sekunden gebraucht werden. Und wenn grade weder eine Mission aktiv noch Mitspieler in der Nähe sind dann fährt man einfach mal zehn Sekunden lang geradeaus und stolpert in eine Instant-Mission. Lange Reisewege, ewiges Warten auf Crafting oder Stundenlang herumhängen in Cantinas gibt es hier nicht. Das mag sich egoistisch anhören, aber ich finde das super - genau dafür hab ich nämlich keine Zeit.


Inzwischen spiele ich daher seit guten zwei Wochen das gekaufte Spiel. Die Benutzerführung ist noch immer die Seuche, bei der Grafik wurde aber offenbar etwas nachgelegt. Die ist zwar immer noch nicht top notch, aber bei MMOs - vor allem wenn sie auch auf den Konsolen funktionieren sollen - muss man da wohl immer noch immer Abstriche machen. Und der Eindruck aus der Beta hat sich bewahrheitet: Obwohl ich nur selten - kaum unter der Woche und jedes zweite Wochenende jeweils auch nur für zwei drei Stunden zum Spielen komme, habe ich kein Problem, hinterher zu kommen. Es gibt genügend Spieler (Server North-America) und ich habe noch nie so schnell und unkompliziert mit so vielen unterschiedlichen Leuten zusammen gespielt. Und trotz der kurzen Spielzeit: Ich bin bei den Arkfall-Rankings (wo regelmäßig bis zu 40 Spieler herumwuseln) regelmäßig in den Top 5.


Soll heißen: Ich finde an dem Spiel genau das super, was z.B. die Gamestar in der aktuellen Ausgabe bemängelt: Nämlich dass man mit einer geringen Spielzeit alles wichtige zu sehen bekommt. Denn es ist doch so: Es gibt so viele MMOs für Hardcoregamer mit viel Zeit. Es gibt auch jede Menge MMOs für Leisure-Gamer mit viel Zeit. Aber ich bin Hardcore-Gamer mit wenig Zeit und für uns gibt es einfach viel zu wenig. Wie froh ich also bin, dass sich Defiance - zumindest im Moment noch - genau in diese Lücke reinrangiert hat, ist gar nicht ausdrückbar. Ich hoffen nur, dass das Absicht ist und man das nicht noch ändert, dann kann ich nämlich noch ein Weilchen dabei bleiben.

3 Kommentare:

Henk hat gesagt…

MMOs sind ja nicht so mein Fall. Aber ich hatte im Vorfeld schon etwas darüber gelesen und finde die Idee mit der Verbindung zu der TV-Serie ansich nicht schlecht. Auch das Spieler durch spielen Einfluss nehmen sollen auf die 2. Staffel (sofern es denn eine geben wird, denn das ist ja bei den meisten Serien eher nicht der Fall). Wird auf jeden Fall interessant, ob das die Macher der Serie und des Spiels so verwirklichen können. Mit Justifiers wird ja hier zu Lande im Moment ähnliches versucht. Also Multi-Plattform-Events.

jensscholz hat gesagt…

Es ist zum Glück kein MMORPG, ob man weiterkommt bestimmen vor allem die Shooterskills, nicht irgendwelche Statistiken, die man hochleveln muss.

Henk hat gesagt…

Dann sollte ich es mir vielleicht doch mal anschauen. :-)