Gesellschaftsspiele verkörpern das Bedürfnis des Menschen nach Gesellschaft und den Drang danach, seinen Gegenüber in einem manchmal fairen Geplänkel am Wohnzimmertisch in die Knie zu zwingen.
In einer allzu schnelllebigen Zeit sind sie aber auch Quell der Ruhe und so favorisierten Entschleunigung nach der wir uns alle irgendwie sehnen.
Ich nahm also vor kurzem teil and einer Runde "Siedler von Catan”, einem Spiel das Ich zwar irgendwann mal geschenkt bekommen hatte, aber durch die notorische Überbeschäftigung meines damaligen Freundeskreises Staub habe sammeln lassen und de facto nie zuvor gespielt hatte.
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Dementsprechend wurde ich auch vernichtend geschlagen durch ein Prinzip welches mir bis dato so nicht bekannt war. Alles verlief nach strategiespielerprobten Plan: Strassen wurden gebaut, wichtige Häfen besetzt, Städte stetig verbessert und Soldaten zur Abwehr von Piraten (!) ausgebildet. Doch anscheinend vergaß ich um etwas, denn plötzlich war das Spiel vorbei, einfach so. Ich bat darum, weiterzuspielen, da die Hälfte der Insel noch komplett unbesiedelt sei, doch man machte mir klar, dass durch das Ansammeln von so genannten Strategiepunkten diese Partie zu Ende sei. So wurde meine teutonische Vorstellung wie zu siegen sei, nämlich durch “Eroberung”, durch die ebenso deutsche Bürokratie übertrumpft.
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Aber nun ein wenig zum Spiel:
“Die Siedler von Catan” ist ein in Deutschland entwickeltes Spiel von Klaus Teuber und des Verlags Kosmos, welches 1995 erschien und promt den Titel “Spiel des Jahres 1995” einfuhr. Das einfach zu begreifende, aber dennoch fesselnde Spielprinzip machte es damals wie heute attaktiv für jung und alt, was auch durch die Alterseinstufung 6-99 deutlich gemacht wird. Personen, die den Kaiser noch persönlich kannten, müssen dementsprechend draussen bleiben.
Die Story des Spiels ist relativ simpel: Der Spieler verkörpert Siedler, die auf der Insel Catan eintreffen und sich mit anderen Spielern/Siedlern um eben jene Insel zanken. Dies geschieht durch rundenbasierte Aufbaustrategie, welche würfelbasiert ist und vollkommen einzigartig für jede Partie ist, da jede Insel durch das Zufallsprinzip mit Rohstoffen und Spielzonen belegt ist, die durch vorher arrangierte Hexagone verkörpert werden.
Mittlerweile erschienen drei Erweiterungen ("Die Seefahrer", "Städte und Ritter", "Händler und Barbaren"), rucksackfreundliche Reiseversionen, Onlineversionen auf der offiziellen Seite (http://www.catan.de/) und und und... Mit der Auskopplung "Sternenschiff Catan" wird das Spiel sogar ins All befördert.
Nach dieser viel zu kurzen Zusammenkunft wurde mir eines schlagartig bewusst: Dieses Spiel hat Potential. Und so kam ich, aufgrund der Tatsache das anscheinend jeder dieses Spiel irgendwo zu Hause hat, nicht umhin die Idee eines riesigen Spieleabends epischer Größenordnung zu postulieren. Diese Idee ist relativ simpel: Jeder bringt sein Catan zum Spieleabend mit und die frei arrangierbaren Hexagonen bilden ein riesiges Spielfeld, welches selbst die alten Kartentische der Marine erblassen ließe. Kosmos kam dem bereits entgegen mit Erweiterungen mit zusätzlichen Material (Siedlungen, Straßen, Spielfiguren…) um das Mitspiel von bis zu sechs Spielern zu ermöglichen.
In meiner Variante wird der Punktsieg aufgrund des schlummerden Eroberungsdrangs jedoch komplett ignoriert und somit kann die Spielzeit um einiges verlängert werden.
Doch gerade dieses schien das fabulöse Projekt zu überschatten: Zeit. Die mittlerweile viel zu rar gewordene Ressource hemmt so manches Spielprinzip sich in voller Blüte zu enfalten und führte wohl schon damals mittels Glänzen durch Abwesenheit zur Entwicklung des zeiteffizienten Blitzkriegs.
Sprachs und wartet seit jeher auf einen anderen Hexagongeneral mit grossem Wohnzimmertisch.
*, **: Hierbei handelt es sich um die erste Version des Spiels, die Ich zu Hause stehen habe. Neuere Versionen haben ein pompöseres Titelbild, Ordner für Entwicklungsstufen der Siedlungen, Rohstoffkartenhalter usw.
3 Kommentare:
Ah, "Siedler von Catan". Das mag ich sehr. Das tolle an dem Spiel ist, daß man nicht vor sich hin spielt. Man muß agieren, handeln, feilschen und täuschen. So mancher der nicht handeln wollte sondern im "Single Player" spielt geht dabei unter. Auch hat mancher schon das System der Marktwirtschaft verstanden, warum plötzlich ein Getreide drei Steine kostet.
A:"Was wieso drei Steine?"
B:"Ja, weil ich alle Steinfelder habe."
A:"Dann tausch ich mit jemand anders"
B:"Klar, wenn Du jemanden findest"
A: tauscht nach drei Minuten und erkennt was "Monopol" bedeutet.
Auch wenn es ein großer Hype um das Spiel war, ich finde es wirklich eines der größten Brettspiele.
Die Erweiterung mit den Piraten hat mir allerdings nicht gefallen. Das Standard mit 6 Spieler war für mich völlig ausreichend.
PS: Danke für den schnönen Artikel.
Hmm, ich habe das Spiel einmal vor Jahren gespielt. Also ich war wohl zu doof dafür. Denn alle Anderen hatten Spaß und waren begeistert. Es muß also wohl toll sein. ich hatte kein Spaß dran. Aber ich kann mit Stratigie ohnehin nicht so gut.
ich kenne nur die Urversion wos nur die Rohstoffe, Straßen, Siedlungen, Städte und als Zufallselement den Räuber gab.
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