Sonntag, 23. Mai 2010

Biss der Pflock uns scheidet

avp 2010-05-23 20-56-02-88


A VAMPYRE STORY
Hinter den Mauern eines düsteren Schlosses, im ebenso düsteren Draxylvanien, wird die junge, aufstrebnde Opernsängerin Mona De Lafitte von ihrem Peiniger, dem noch viel düsteren Vampir-Baron Shrowdy Von Kiefer, gefangen gehalten. (Boxtext)


So düster der Boxtext auch ist, so wenig ernst nimmt sich das Spiel von Bill Tiller. Findet man sich hier doch schnell in einer Monkey-Island-artigen Welt wieder. Kein Wunder, denn Tiller hatte an MI3 mitgearbeitet.
Um es gleich vorab zu sagen: A VAMPYRE STORY ist geschwätzig und schwer. Wirklich ein Adventure für Fans.
Ich habe es zwar mit einer Tochter zusammen gespielt, aber den Großteil der "Arbeit" musste doch ich erledigen.
Man steuert also Mona, die am Anfang des Spiels noch gar nicht wahrhaben will, das sie unterdessen ein Vampir ist, und die Fledermaus Froderick. Die beiden haben zu alles und jedem ein Kommentar abzugeben. Man hat viele Objekte anzuklicken und zu allem gibt es mindestens eine Bemerkung von den Beiden. Das trägt leider so lustig es auch ist, am Anfang sehr zur Verwirrung bei, weil nicht jedes Objekt zur Lösung des Spiels beiträgt.

Wenn man die Hürde erst einmal genommen und das durchblickt hat, kann man erst einmal lange Spaß mit den Dialogen und Streitgesprächen der Beiden haben. Die sind wirklich sehr gut geschrieben. Lange Zeit bis Mona endlich akzeptiert hat, das sie ein Vampir ist, gehen natürlich viele Gags in die Richtung, das sie eben glaubt nur eine Krankheit zu haben und sich von salzigen Rotwein ernährt, den ihr Shrowdy bringt.
Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet und die Hintergründe einfach traumhaft, aber bei der Spielmechanik hapert es ein wenig. Zunächst ist es schön das man hier in klassischer Grafikadventuremanier mit der Maussteuern kann, aber mit den Objektmanagement hatte ich große Probleme gehabt. Einige Objekte nimmt Mona auf, wenn man sie nach jenen greifen lässt, andere merkt sie sich nur, und wenn man sie anwenden möchte, dann verwandelt sie sich in eine Fledermaus, taucht in den Screen wo das Objekt ist wieder auf, verwandelt sich wieder zurück, nimmt das Objekt, verwandelt sich wieder in eine Fledermaus, wieder zurück zu dem Screen wo man gerade ist und verwandelt sich wieder in Mona um das Objekt anzuwenden. Das ist beim ersten Mal ganz lustig anzusehen, schon weil die Verwandlungsanimation sehr gut gemacht ist, aber es wird eben auch schnell langweilig und nervt sogar im zweiten Kapitel ganz gewaltig.

main 2010-05-23 20-58-05-06

Viele Rätsel gehen nach dem MI-Motiven vor. Oftmals sind allerdings zwei bis drei Rätsel in einander verschachtelt, so das man selbst als Profil schnell den Überblick verliert. Rätselhilfen wie bei GEHEIMAKTE oder andere moderne Grafikadventure sucht man hier vergebens. Einige Rätsel sind auch schwer nachzuvollziehen, da man nicht nur um zwei oder drei Ecken, sondern auch mal um vier Ecken denken muss. Grundsätzlich muss man sich alle Objekte genau ansehen und alle Charaktere ausfragen. Es ergeben sich dadurch auch Darstellungen die sich widersprechen oder manchmal gibt es auch einen fast offensichtlichen Lösungsweg, der sich aber nicht durchführen läßt, weil man sich vorher irgendein verstecktes Objekt noch nicht angesehen hat. So oft wie hier musste ich schon lange nicht mehr in die Komplettlösung gucken, weil ich wiedereinmal irgend was übersehen oder überhört hatte. Der Frustfaktor ist bei diesem Spiel also leider auch sehr hoch. Daher meine anfängliche Vorwarnung: Das ist ein Spiel für Profis.

Aber es macht Spaß, eben wegen der schrägen, aber liebevollen Charaktere und tollen Dialogen. Leider hört das Spiel quasi mitten im Spiel auf. Mindestens eine Fortsetzung war hier von vornherein geplant gewesen.
Anfang 2009 war dann auch gar nicht so klar gewesen ob es überhaupt eine Fortsetzung geben würde, denn besonders Erfolgreich war das Spiel aus offensichtlichen Gründen nicht gewesen. Wie viel GA-Profis gibt es denn so? Auch wenn Vampire zur Zeit recht populär sind, so sind die Adventure-Fans trotzdem nicht so viele. Heute braucht es ein leicht zugängliches Spiel mit Spielhilfen wie bei GEHEIMAKTE 1 und 2 um so richtig erfolgreich zu sein. Eine gute Story haben heute viele.
Trotzdem gibt es Anzeichen das der zweite Teil fast fertig sein soll, aber es keinen Publisher für das Spiel gibt. Crimson Cow wollen es wohl nicht mehr machen.
Mit einer deutschen Version rechne ich fast gar nicht, was für mich nicht so schlimm wäre, aber für meine neunjährige Tochter schon.
Warten wir es mal ab.

Teil 1 kann ich wegen des Spielspaßes Hardcore-Adventure-Fans nur ans Herz legen.

Und heute haben wir dann SAM & MAX Season two angefangen. Lange hat es gedauert bis die deutsche Version als DVD auf den Markt kam. Als englischsprachige Episoden hatte ich sie schon 2007/2008 alleine durchgespielt gehabt. Habe daher auch schon wieder das eine oder andere vergessen. So kann ich es jetzt also gerne nochmals in deutsch mit der Little Miss Gamer durchspielen.

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